WIR IV: Workshops zur Integration und Räume der Begegnung

Seit Januar 2022 implementiert das IOM Landesbüro für Österreich das Projekt WIR IV und führt die Schwerpunkte der Vorgängerprojekte fort. In Workshopreihen wird ein sicherer Raum geschaffen, in dem die Jugendlichen sich über Themen wie Diskriminierungserfahrungen, Mehrfachzugehörigkeit und Geschlechterrollenbilder austauschen können. Durch Austausch und Reflexion sollen das Selbstvertrauen und die Autonomie der Jugendlichen sowie ein Zugehörigkeitsgefühl und ein Miteinander gestärkt werden. Das Projekt zielt darauf ab, die soziale Kohäsion in Österreich zu stärken und somit Segregration und infolgedessen möglichen Radikalisierungstendenzen vorzubeugen.                  

Eckdaten

  • Durchführungsorte: Wien und Steiermark
  • Projektdauer: 1. Jänner 2022 – 31. Dezember 2023

Aktivitäten

  • 1 „Train-the-Trainer” Programm für die interkulturelle Mediator/innen und das Workshopteam
  • 7 Workshopreihen in Wien und in der Steiermark
  • 4 Medienworkshops in Wien und in der Steiermark und Erstellung individueller Medienprodukte
  • 2 Trainings für junge Multiplikator/innen (vorrangig ehemalige Projektteilnehmer/innen), die unterstützt werden, eigene Schulworkshops zu konzipieren und durchzuführen 
  • Austausch mit Kulturvereinen, Diasporaorganisationen und einzelnen Personen aus den Communities in Öasterreich
  • Bedarfsorientierte Vernetzung mit Akteur/innen in der Jugend-, Integrations- und Präventionsarbeit
  • 4 öffentliche Abschlussevents, in denen Teilnehmer/innen ihre Medienprodukte ihren Familien, Freund/innen, Communities und weiteren Interessent/innen präsentieren
  • 1 online Abschlusskonferenz für Expert/innen, um Erkenntnisse aus dem Projekt zu präsentieren

Die Kurzbeschreibung des Projekts steht zum Download zur Verfügung (à Wieder: Link zu PDF)

Die Filme, die im Rahmen der Projekte bis dato produziert wurden, finden Sie auf dem IOM YouTube Kanal sowie auf DorfTV unter folgenden Links:

Die Entstehung des Projekts WIR IV

Im März 2018 startete das IOM Landesbüro für Österreich das Projekt WIR – Workshops zu Integration und Radikalisierungsprävention. Es folgten zwei weitere Projekte mit ähnlicher Schwerpunktsetzung. Die Projekte verfolgen das Ziel, Segregation in Österreich sowie potenzieller Radikalisierung und der Anwerbung Jugendlicher durch extremistische Gruppen entgegenzuwirken, in dem sie Ansätze zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts und zur Primärprävention verfolgen. Das Projektteam achtet dabei auf die Vernetzung und den fachlichen Austausch mit Repräsentant/innen verschiedener migrantischer Communities sowie Akteur/innen in der Jugend-, Integrations- und Präventionsarbeit, um Bedarfe der Zielgruppen und aktuelle Entwicklungen zu berücksichtigen.

Im Mittelpunkt der Projekte stehen Workshops und begleitende Aktivitäten für Jugendliche mit Migrationsbiografie. Es werden Themen wie Identität, Zugehörigkeit, Geschlechterrollenbilder und -zuschreibungen sowie Selbst- und Fremdwahrnehmung durch partizipative Workshopübungen wie Diskussionsrunden, Reflexion in Einzelarbeit, Brainstormings und Rollenspiele reflektiert. Dadurch soll die individuelle Resilienz der Jugendlichen gegenüber Radikalisierungstendenzen gestärkt werden. Das Gruppensetting ermöglicht einen niederschwelligen Zugang, ohne potenziell radikalisierungsgefährdete Jugendliche zu stigmatisieren. Gleichzeitig können nicht gefährdete Jugendliche durch die Teilnahme als Vorbilder gestärkt werden, in dem sie ihr Bewusstsein und ihren Wissensschatz erweitern. Darüber hinaus werden die Autonomie und Handlungsfähigkeiten der Teilnehmer/innen gestärkt, um Marginalisierungserfahrungen entgegenzuwirken. In medienpädagogischen Workshops und der gemeinsamen Produktion von Kurzfilmen können die Jugendlichen ihren Gedanken auf kreative Weise Ausdruck verleihen. Die Teilnehmer/innen können zudem als Multiplikator/innen weiter im Projekt mitwirken, indem sie eigene Schulworkshops zu projektelevanten Themen konzipieren und durchführen. Dadurch sollen eigene Erzählweisen und eine kritisch-reflexive Meinungsbildung der Jugendlichen gestärkt werden.

In Gesprächen mit Eltern und anderen Vertreter/innen tschetschenischer Communities, Schulen und Jugendvereinen hatte sich in den Vorjahren der Bedarf gezeigt, insbesondere Jugendliche mit tschetschenischem Hintergrund dabei zu unterstützen, einen positiven Umgang mit ihrer diversen kulturellen Identität und Mehrfachzugehörigkeit zu finden und etwaig vorhandenen Radikalisierungstendenzen entgegenzuwirken. Diese Bedarfsäußerungen waren die konzeptuelle Grundlage zur Entwicklung des Projekts.

Die Projekte WIR, WIR II und WIR III

Das Projekt WIR wurde von März 2018 bis Februar 2019 in enger Kooperation mit dem Verein Großes Schiff und Akteur/innen im Bereich der Jugendarbeit mit zwei Gruppen aus der tschetschenischen Community durchgeführt: eine Gruppe von Burschen und jungen Männern in Wien und eine Gruppe von Mädchen und jungen Frauen in Linz.

Das Folgeprojekt WIR II baute auf Erkenntnissen aus dem ersten Projekt auf. Dabei wurde von Vertreter/innen tschetschenischer Communities auf einen Bedarf nach mehr Angeboten für Mädchen und junge Frauen verwiesen, dem entsprochen wurde. Zwischen März 2019 und Dezember 2020 nahmen insgesamt 25 Teilnahmerinnen an je zwei Workshopreihen in Wien und in Linz teil. Die zusätzliche Schulung für Multiplikator/innen wurde von 11 Teilnehmerinnen wahrgenommen, worauf hin 7 eigene Workshops von den Mädchen und jungen Frauen konzipiert und in Schulklassen durchgeführt wurden.

Das dritte Projekt WIR III adressierte erneut Mädchen und junge Frauen mit tschetschenischem Hintergrund. Zusätzlich wurden auch Burschen und jungen Männer mit einem Workshop zum Thema „Jung, tschetschenisch, österreichisch – Heimat, Held/innen und Erwartungen an junge Männer“ angesprochen. Basierend auf der Erkenntnis, dass Jugendliche aus weiteren migrantischen Communities mit ähnlichen Themen und Herausforderungen konfrontiert sind, wurde der ursprünglichen Fokus ausgeweitet und Jugendliche mit unterschiedlichen Migrationsbiografien stärker eingebunden. Die WIR III-Workshopreihen richteten sich durch gezielte Outreach-Arbeit besonders an migrantische Communities, in denen Jugendliche von multiplen Belastungen wie Stigmatisierung aufgrund von Herkunft und Religion, Kriegsvergangenheit oder einer empfundenen Perspektivlosigkeit betroffen sind. WIR III wurde von Jänner bis Dezember 2021 umgesetzt: 34 junge Teilnehmer/innen nahmen insgesamt an den Workshopreihen teil. Zudem wurden 12 Jugendliche und junge Erwachsene als Multiplikator/innen geschult – trotz der Pandemiesituation konnten 3 Workshops in Schulklassen stattfinden.

Kontakt

Ondine Delavelle

odelavelle@iom.int

+43 (0)1 585 33 22-14

 

Marlit Schardt

mschardt@iom.int

+43 (0)1 585 33 22-19

 

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Dieses Projekt wird durch das Bundeskanzleramt finanziert und durch die ERSTE Stiftung unterstützt.